Juni 22, 2013

Glad Middsommar !

Die Überschrift drückt eigentlich alles aus.
Auch fernab von jeglicher Möbelhaus-Romantik gibt es sie: Die Sommersonnenwende.

Und jedes Jahr bin ich ein bisschen traurig, dass wir dieses schöne Ereignis in Deutschland einfach vergessen. Gerade nach dem letzten ewigen Winter sollten wir den längsten Tag im Jahr doch ordentlich feiern :) Meiner Erfahrung nach kommt die dunkle, nasse und kalte Jahreszeit nämlich schneller wieder, als den meisten lieb ist.

Für diejenigen unter euch, die den Begriff des midsommar nur durch die Rabattaktionen eines großen, blau-gelben Möbelhauses kennen hier ein kleiner kultureller Exkurs:

Midsommar ist in Schweden das zweitgrößte Fest neben Weihnachten und wird auch in vielen anderen Skandinavischen Ländern wie Estland, Finnland, Lettland und sogar weiter südlich, nämlich in Spanien und Litauen gefeiert. In den meisten Regionen ist es ein Kirchliches Fest zu Ehren Johannes dem Täufer. In Schweden jedoch hat die Feierlichkeit keinen kirchlichen Ursprung.

Zum feiern begibt man sich in die ländlichen Regionen und trifft dort meist Nachbarn, Freunde und Verwandte. Der Freitag an dem man anreist heißt midsommarafton (Mittsommerabend). An ihm wird auch die majstång (Mittsommerstange) aufgerichtet. Diese ist ein mit Blumen und Blätter geschmückter Stamm, um welchen vor allem die kleinen Mädchen tanzen und Spiele spielen.
Als Festmahl gibt es oft die ersten Frühkartoffeln mit Sauerrahm oder Quark oder als Kartoffelsalat, dazu Heringe und Knäckebrot. Als Nachtisch werden Erbeeren, oder frischer Erdbeerkuchen mit Sahne gereicht und (sollte man das Alter dazu haben) unter Trink- und Schnapsliedern alles hinunter gespült.

Wer sich einmal Schwedens Natur genau angesehen hat, der kann sicher auch niemandem verübeln, dass der midsommardag (der darauf folgende Samstag) beziehungsweise die Mittsommernacht als magisch galt. Man glaubte, das Waldelfen und -trolle zum Tanzen auf die Wiesen kommen und dass der von ihnen hinterlassene Morgentau kranke Tiere und Menschen heilen konnte.
Außerdem schickte man unverheiratete Mädchen in dieser Nacht zum Blumen pflücken. Sieben Blumen, von sieben verschiedenen Wiesen sollten sie pflücken und dabei kein Wort sprechen. Diesen Strauß legen sie dann unter ihr Kopfkissen und träumten von dem Mann, der sie einmal heiratet. Natürlich darf dieser Traum niemandem verraten werden, da er sonst nicht in Erfüllung geht ;)

Typischer Blumenkranz von mittlivplandet.blogspot.it


Ganz typisch für midsommar sind übrigens auch die Blumenkränze als Tischdeko und Haarschmuck, welche die oben erwähnte Tradition des Blumenpflückens aufgreifen.

Ich hoffe ich konnte euch zumindest ein bisschen erläutern, wieso ich dieser Tradition so viel abgewinnen kann und werde jetzt schnell meine Sachen zusammen packen, um mich auf den Weg zu meinen Großeltern zu machen. Dort wird heute nämlich die ganze Familie mit Erdbeerkuchen und Schlagsahne versorgt.

Welch ein Glück :)